Schulden – Segen oder Fluch?

Schulden hat niemand gern. Darum ist das Thema negativ besetzt. Das gilt unter anderem für die politische Diskussion über Staatsschulden. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin setzt nun im ersten Vierteljahresheft 2020 einen Forschungs-Schwerpunkt unter dem Titel "Schulden – Segen oder Fluch?" Zu den Autoren gehört unter anderem Heiner Flassbeck, ehemals Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und Ökonom bei der UN.

Flassbeck gilt als Kritiker der Sparpolitik und sieht in hohen Staatsschulden kein besonders großes Problem. "Überall ist von Überschuldung die Rede, ohne dass gesagt wird, wessen Schulden gemeint sind und wer bei wem verschuldet ist, also um wessen es Vermögen es eigentlich gleichzeitig geht", schreibt der Volkswirt. Das Problem dabei sei, dass Schulden oft nur zusammengezählt würden, ohne die dahinter stehenden Forderungen beziehungsweise Vermögen gegenzurechnen. "Die Welt insgesamt hat niemals Schulden."

Aufgabe von Ökonomen sei es, Nettosalden zu untersuchen und zu erklären, auf welchen Wegen es zu einer Nettoverschuldung kommt, die den Nachfrageentzug durch die Nettoersparnis ausgleichen kann. Gegenwärtig gerate mehr und mehr der Staat in die Rolle, das zu übernehmen. Mit anderen Worten: Hohe Staatsschulden sind unter anderem Folge großer Privatvermögen.

In dem Heft beleuchtet ein großes Autoren-Team aus Wirtschaftsforschern das Thema von verschiedenen Seiten, analysiert auch die Wirtschaftskrisen als negative Folge der Überschuldung. Hinterfragt wird auch der Umgang der Banken mit verschuldeten Staaten und Privathaushalten etwa durch das Verlangen überhöhter Zinsen. Thema ist auch die Krisenfestigkeit der Verschuldung des Privatsektors seit Ausbruch der Eurokrise vor mehr als zehn Jahren.

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Quelle: GLP wid

(dpa)